Hinweis in eigener Sache
Verehrter Besucher und Betrachter meiner Homepage, es war für mich zunächst nur eine Schilderung über Wilhelm Heidkamp im Immekeppeler Heimatbuch und seinen heldenhaften Einsatz auf einem Kriegsschiff im ersten Weltkrieg. Für die örtliche Geschichtsschreibung war der Name Wilhelm Heidkamp bis zum Jahre 1937 belanglos geblieben. Er, Wilhelm Heidkamp war 1931 verstorben, und weil Untereschbach zur damaligen Zeit noch keinen eigenen Friedhof besaß, in Immekeppel beerdigt worden. Wilhelm Heidkamp hatte bis zu seinem Tode vermieden, über seine Kriegserlebnisse zu reden, und auch seine Ehefrau hatte zu seinen Lebzeiten nie etwas von seinem furchbaren Erlebnis erfahren. Doch dann, als die wahre Geschichte um die Person Wilhelm Heidkamps 1937 bekannt wurde, wurde sie von der Nazi für Propagandazwecke gnadenlos vermarktet. In den Zeitungsmeldungen der damalige Zeit wurde Heidkamp als Held gefeiert. Ich erinnere mich an die Aussage eines Overather Bürgers, der damals noch ein Schulkind war: "Die Heldentat Heidkamp wurde immer und immer wieder im Schulunterricht behandelt".
Auch in meiner Person erwachte der Entdeckergeist, und ich wollte mehr über die Kaiserliche Marine und vor allem über die Person Wilhelm Heidkamp und die bislang unbekannte Geschichte erfahren.
Ich habe meine Erkundungen und Nachforschungen in folgende Untertitel gegliedert:
1.) Das Streben Kaiser Wihelm II. nach politischer Grösse Deutschlands und die militärische Aufrüstung vor dem Hintergrund seiner Kolonialpolitik.
2.) Seeblockade der Briten, und U-Boot- Krieg der Deutschen.
3.) Wer war Wilhelm Heidkamp und woher kommt er ?
4.) SMS Sydlitz - technische Daten
5.) Die Doggerbank: Lagebeschreibung
6.) Der verhängnisvolle Funkspruch der deutschen Admiralität, und die Entschlüsselung des deutschen Funkspruchs durch den britischen Flottenchef.
7.) Das Gefecht auf der Doggerbank (Ausgangslage) mit Versenkung des Panzerkreuzers SMS Blücher.
8.) Die SMS Sydlitz wird getroffen.
9.) Ende der Kaiserlichen Marine und ihre Internierung in Scapa Flow (und spätere Selbstversenkung)
In meiner nachfolgenden Darstellung der Geschichte um Wilhelm Heidkamp werde ich einige Fakten behandeln..
Wilhelm Heidkamp und seine mutige Tat
1883 wird Wilhelm Heidkamp in Herkenrath geboren. Von Beruf Schlosser, trat er mit 19 Jahren 1902 der Kaiserlichen Marine bei. Eine Zeitlang befuhr er danach auf Handelsschiffen die Weltmeere bis nach China und Japan.
1912 wechselte er zur Kriegsmarine und gehörte als 1. Pumpmeister zur Besatzung des neu in Dienst gestellten Panzerkreuzers "Seydlitz"
Mit an Bord der "Seydlitz" ist auch Marinestabsarzt Carl Kaut, der ab 1906 (mit Unterbrechung durch den 1. Weltkrieg) Dorfarzt in Immekeppel war.
1914 Seit Ausbruch des 1. Weltkrieges hatte die britische Marine die Seeherrschaft über die Nordsee errungen und eine Seeblockade eingeleitet. Die Seeblockade hatte das Ziel die deutsche Marine von der Zufahrt zu allen Seewegen abzuschneiden, was zwangsläufig die allgemeine Versorgung Deutschlands beeinträchtigte.
1915, am 24. Januar, kam es erstmalig zur Feindberührung bei einem Seegefecht auf der Doggerbank (zirka 120 Km vor der Ostküste Englands)
Zuvor hatte die deutsche Marineleitung der Aufklärungsgruppe 1 + 2 per Funkspruch den Befehl übermittelt, zur Doggerbank vorzustoßen:
> um sie von feindlichen Streitkräften zu säubern <
Dieser Funkspruch von der Leitstelle der deutschen Admiralität war aber vom britischen Flottenchef entschlüsselt worden, und dieser beorderte rund 54 Kriegsschiffe in das Gebiet um die Doggerbank. Als schließlich der viel kleinere deutsche Flottenverband die Doggerbank erreichte, war diese vom übermächtigen Gegner umzingelt.
Infolge des nun stattfindenden Schlachtgetümmels traf eine 34,4 cm Granate den hinteren Turm D (Dora) der Seydlitz, und dabei geriet die Munitionskammer in Brand. Die gepanzerten Eisenwände wurden heiss und die Ventile glühten.
Pumpmeister Wilhelm Heidkamp dringt mit zwei weiteren Helfern in das Innere des Schiffes, dort wo sich die Flutventile für das Unterwassersetzen für Munitionakammern befanden und öffnete mit bloßen Händen die rotglühenden Flutventile. Man hörte das Außenbordwasser rauschen - die Gefahr war beseitigt.
Heidkamp, mit zerfetzten und verbrannten Händen, verlässt das mit Rauchgas geschwängerte Innere des Schiffes unf flüchtet ans Oberdeck, wo er zusammenbricht. Man schleppt ihn zum Gefechts - Verbandplatz, wo man ihn verbindet und ihm ein Mittel gegen Gasvergiftung gibt.
Nach seiner Genesung wird Heidkamp wieder als 1. Pumpmeister auf der Seydlitz eingesetzt.
Als Dank für seinen heldenhaften Einsatz wurde er zum Deckoffizier ernannt, bekam das Eiserne Kreuz 2. Klasse, das Friedrich August Kreuz 2. Klasse sowie die Dienstauszeichnung 1. Klasse.
Die traurige Bilanz dieses sinnlosen Schlacht: Auf deutscher Seite wurde die S.M.S. Blücher versenkt und kostete 943 bis 986 deutschen Seeleuten das Leben und etwa 40 - bis 80 Verwundete. Ferner wurden 260 Gefangene gemacht.
Verluste auf britischer Seite 6 - bis 15 Tote und 21 - bis 30 Verwundete.
Wie wurde das Geschehen auf der S.M.S Seydlitz
in der Öffentlichkeit bekannt ?
Nach Internierung und Kriegsgefangenschaft in England kam Wilhelm Heidkamp 1920 zurück. Durch seine Kriegsverletzung konnte er seinen erlernten Beruf als Schlosser nicht mehr ausüben. Darum übernahm er von seinem Vater einen Gemichtwarenladen auf der Bahnhofstrasse in Untereschbach.
Wilhelm Heidkamp heiratete und hatte 4 Kinder. (3 Mädchen und 1 Junge) Von seinen Verwundungen und seinen Kriegserlebnissen hat er auch im Kreise seiner Familie und auch gegenüber seiner Frau nie ein Wort erzählt.
Er starb am 5. Oktober 1931 (11 Jahre nach Rückkehr aus Gefangenschaft) an seinen Kriegsverletzungen und wurde auf dem Friedhof in Immekeppel bestattet.
Die Seydlitz - Kameradschaft hatte lange vergeblich nach ihrem Retter gesucht.
Doch dann änderte sich die Situation schlagartig.
Beim Kölner Rundfunk, im 3. Reich Reichssender Köln genannt, gab es eine Sendereihe
"Wo bis du - Kamerad" ?
also eine Suchsendung, die von zahlreichen Hörern eingeschaltet wurde. In diesem "Senderuf " wurde nach dem Schicksal vermisster Frontsoldaten geforscht.
So versuchte auch die Marinekameradschaft Seydlitz einen diesbezüglichen Senderuf u.a. auch nach Wilhelm Heidkamp zu unternehmen. Das Ergebnis auf diesen Senderuf war gewaltig. Von überall her meldeten sich Marinekameraden so u.a. aus dem Saarland, Ostpreußen, Mitteldeutschland und auch aus dem Kölner Sendebezirk meldeten sich vier ehemalige Bordkameraden. Natürlich auch in Untereschbach erfuhren Hörer, dass nach Wilhelm Heidkamp gesucht wurde, und meldeten sich.
Daraufhin verfasste der Kameradschaftsführer Fritz Muth, wohnhaft in Wuppertal, einen weiteren Aufruf, dass man sich am 24. Januar 1938 ( Jahrestag der Schlacht auf der Doggerbank) zu einer Kranzniederlegung in Untereschbach treffen wolle.
Kameradschaftsführer Fritz Muth verfasste nach dieser Veranstaltung folgenden Bericht an den Reichssender Köln:
"Etwas Offizielles war nicht vorgesehen. Von uns eine kleine Abordnung, ebenfalls von der SA und vom Kyffhäuserbund. Hinzu kamen Abordnungen von Untereschbach und Immekeppel (rund 100 Personen)
Bei unserm Eintreffen auf dem Bahnhof von Untereschbach erwartete uns schon eine riesige Menschenmenge". (Fortsetzung weiter unten)
Doch nicht genug. Auf der Olper-Strasse in Untereschbach hatte sich zwischenzeitlich die Parteiprominenz der NSDAP aus dem Rheinisch- Bergischen- Kreis eingefunden und veranstalteten ihrerseits eine pompöse Heldengedenkfeier.
Danach zogen alle Beteiligten in einem Umzug zum Friedhof nach Immekeppel (Untereschbach hatte damals noch keinen eigenen Friedhof) zum Grab von Wilhelm Heidkamp.
In seinem Bericht an den Reichssender Köln schreibt dann Fritz Muth dann weiter:
"Als wir kurz vor dem Friedhof in Immekeppel ankamen, läuteten die Kirchenglocken, und der Friedhof war schwarz von teilnehmenden Volksgenossen. Sogar der Pfarrer im Zylinder war da. Bemerken möchte ich nochmals: Offizielles war nicht vorgesehen, nur durch ihren Senderuf haben viele Beteiligten so gehandelt".
Hier noch eine Anmerkung vom Betreiber dieser Homepage:
Mit Sicherheit hatte Heidkamp nicht nur unter den körperlichen Schäden seines Einsatzes zu leiden gehabt, sondern es haben auch die schrecklichen Erlebnisse schwere seelische Schäden bei ihm hervorgerufen, denn so ist zu erklären, dass er das Erlebte seiner Umgebung nicht mitteilen konnte. Hätte Heidkamp über seine Magenschmerzen gesprochen, die das Resultat einer Rauchgiftvergiftung waren, kann man mit Sicherheit sagen, dass Heidkamp hätte geholfen werden können und möglicherweise nicht so früh hätte sterben müssen.
Wilhelm Heidkamp hat beharrlich geschwiegen und sein "Geheimnis" mit ins Grab genommen.
Fotos vom 24. Januar 1938 von der Kranzniederlegung etc. finden sie nach den Fotos vom Seegefecht auf der Doggerbank und der Internierung mit Kriegsgefangenschaft in England.