1.) Albert Siebenmorgen (mit Fortsetzung nach Nr. 4)
2.) Johann Peter Kierspel
3.) Dr. Hubert Müller
4.) Landarzt Dr. Carl Kaut
Albert Siebenmorgen (1894 - 1978)
der "Leonardo von Immekeppel"
Technischer Zauberer - Hexenmeister von Immekeppel - Gipfelstürmer - pflichtbewußter Pädagoge - Landschaftsmaler etc. etc.
Geboren wurde Albert Siebenmorgen am 15. Dezember 1894 in Rösrath, Kirchheider Broich. Im Jahre 1919 bekam er eine Anstellung als Lehrer an der Dorfschule in Immekeppel, dort blieb er bis zur Pensionierung im Jahre 1962, unterbrochen lediglich durch die Einberufung zur Wehrmacht, vom 9. April 1940 bis 15. Dezember 1944, also noch vor Kriegsende entlassen, als er 50 Jahre alt war.
Dort in Immekeppel wirkte der pflichtbewußte Pädagoge fast vier Jahrzehnte. In seiner gesamten Dienstzeit; dank seiner eisernen Gesundheit; hat er nicht mehr als (7!) Fehltage zu verzeichnen.
Albert Siebenmorgen, dieser hochgewachsene, schlanke, grauhaarige, quicklebendige, bisweilen wie gedankenverloren dahin schreitende Lehrer, wurde von seinen Bewunderern auch liebevoll der "Hexenmeister von Immekeppel", genannt. Ausgestattet mit mehr als der Gabe "Siebenzahl" war dieser Mann ein universelles Genie, u.a. als Zeichner, Maler, Astronom, Radiobastler, Meteologe, Kartograf, Heimatforscher usw. usw. Als Heimatkundler- und forscher befasste er sich mit der Siedlungsgeschichte des Sülztales und der Historie Immekeppels, die er mit äußester Genauigkeit in Grund- und Aufrissen verzeichnete und zum Thema vieler Vorträge machte.
Herzstück seines Wohnhauses war das lichte Atelier, der Lieblingsaufenthalt des "Leonardo von Immekeppel"
"Maler des Bergischen Landes" wurde er respekt- und liebevoll genannt. Er malte die Idylle der stillen Täler und Hügel des Landes, bergische Bäuerlichkeit und bergisches Fachwerk, bergische Dörfer und Kirchen, Menschen, Tätigkeiten, Situationen, allegorische Bilder aus dem geistigen Blickfeld des Astronomen, futuristische Vorwegnahme viel späterer Erfindungen. Von seiner Staffelei aus blickte Siebenmorgen auf den doppeltürmigen "Sülztaler Dom" das Wahrzeichen des Dorfes, das er erstmals 1920 vom "Hexenberg" aus malte.
Seit 1919, dem Jahr seines Sesshaftwerdens in Immekeppel, notierte er aus Interesse und Freude an der Natur und im Weltraum täglich die Witterungsverhältnisse - bis 1936 das Wetteramt in Essen aufmerksam wurde und im Vorgarten seines Hauses eine Niederschlagsstation einrichten ließ.
Am 18. März 1970 berichtete die Lokalpresse von 18250 Eintraungen in Siebenmorgens Tagebücher über Wetterereignisse. Für seine amtliche Tätigkeit wurde er am 23. Oktober 1976 mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik ausgezeichnet.
Fotos an den Wänden seines Ateliers zeigen den begeisterten Bergsteiger in den Alpen, die er in Ferienzeiten ansteuerte. Für ihn fingen die Alpen erst bei einer Höhe vom 3 000 Metern an.
"Die Bergwelt so sein Credo, läßt sich erst in der Gletscherregion erleben. Bergluft gibt das Aroma nur nach stundenlangem Wandern preis".
Bevorzugtes Gebiet war daher für ihn Zermatt oder Saas- Fee, weil sich rings um die Orte Viertausender gruppieren. Der schwindelfreie Mann aus dem Bergischen Land war Tagesgespräch in Zermatt, als er binnen drei Wochen fünfmal Berge von über 3000 Meter erkletterte. Er war der erste 77-jährige, der das 4202 Meter hohe Rimpfischhorn nach zwölfstündigen Aufstieg ohne Beschwerden erreichte. Mit 78 Jahren bestieg er das Breithorn (4171 m) mit 80 Jahren den Alphubel im Wallis ( 4220 m).
Ws ließe sich noch viel mehr über diesen technischen Zauberer, den Fotopionier oder den außergewöhnlichen Menschen Albert Siebenmorgen berichten. Er, der begnadete Dorfschullehrer von Immekeppel, starb 84-jährig, am Allerseelentag des Jahres 1978. Mit Mühe hat er in seinem Todesjahr "sein" Immekeppel gemalt - in Breitformat (60 x 150 cm) das letzte Bild des ihm liebgewonnenen Heimatortes im Sülztal. (Textfassung Paul Reinehr) Weitere Fotos aus dem Leben von Albert Siebenmorgen am Ende dieses Ordners.
Johann Peter Kierspel (1897 - 1969)
aus Immekeppel
Lebensbild eines Menschen, der in Familie, Beruf und
Heimatforschung unglaulich viel geleistet hat.
Wir zählen das Jahr 1897. Es war am Feste Maria Empfängnis, da wurde am 9. Dezember im Ortsteil Schmitzbüchel der kleine Johann Peter Kierspel geboren. Die Familie lebte in Armut und Bedrängnis. Im Jahre 1903, der kleine Johann war gerade 6 Jahre alt, da starb seine Mutter an Magenkrebs. Sein Vater war als Bergmann unfallgeschädigt und durch seinen Rheumatismus war er auf Krücken angewiesen. Mit einer kargen Rente von 17.20 Mark musste die Familie haushalten. Es reichte dennoch nicht, so das sogar die Kuh geschlachtet werden musste, als die Substanz verloren ging. Eine bitterböse Zeit für die Kinder und diese Familie. Der kleine, noch nicht mal schulpflichtige Johann, musste trotz seines jungen Alters vielfältige Arbeit leisten. Jede freie Zeit musste aufgewendet werden, zu jeder Jahreszeit, oft im tiefen Schnee mussten im Wald Bäume gefällt, das Holz aufgearbeitet und nach Hause geschleppt werden. Mit 10 Jahren musste er bereits die Wiese mähen, das Heu trocknen und einbringen. Im Herbst, als man wieder mal eine Kuh hatte, brauchte man Laub als Streu für die Kuh. Es gab kein elektrisches Licht und fließendes Wasser im Haus, und das Wasser holte man von einer 100 Meter entfernten Wasserstelle. Natürlich war das wieder einmal die tägliche Arbeit des kleinen Johann gewesen.
Wenn sie verehrter Leser, mehr über den beschwerlichen Lebensweg des kleinen Johann Kierspel erfahren möchten, dann sprechen sie mit dem Herausgeber dieser Homepage.
Machen wir nun einen Zeitsprung ins Jahr 1916. Johann Kierspel, inzwischen 18 Jahre alt, war Lehrhauer auf der Grube Berzelius, dort an seinem Arbeitsplatz erlitt er einen Unfall. Es ist eine empfindliche Verletzung am linken Bein, und wird deshalb bei der anstehenden Musterung vorerst als wehruntaulich zurück gestellt. Doch im Herbst 1916, bei einer Nachmusterung jrdoch als tauglich für den Einsatz bei der Feldartillerie befunden. Im November, nach gerade fünfwöchiger sehr harten Ausbildung in Trier, wurde er dann an die Front in Flandern in Marsch gesetzt. Nach seiner Entlassung im Dezember 1918 ist er zunächst arbeitslos, und so entschied er sich vorerst wieder die sehr schwere, ungesunde und gefährliche Arbeit im Bergwerk Berzelius aufzunehmen.
1921 folgten nacheinander die Tätigkeiten beim Sauerstoffwerk Rose in Brombach, beim Strassenbau in Brodhausen, sowie in der Schnürriemenfabrik Kühler und Stock in Altenbrück. Anfang 1923, knapp zwei Jahre später, wurde hier die Produktion zurückgefahren und ein Teil der Belegschaft entlassen. Johann war wieder arbeitslos.
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Doch dann begann ein neuer Lebensabschnitt im Leben von Johann Kierspel. Bei der Gemeinde Bensberg wurde er Kolonnenführer in einem Steinbruch in Obersteeg - Ufermühle. Diese Tätigkeit war aber nur von kurzer Dauer, denn nun wurde er Kolonnenführer für die Instandhaltung der Strassen und Wege im Sülztalbereich. Damit war der Grundstein gelegt für eine ununterbrochene 35-jährige Beschäftigung bei der Gemeinde (und späteren Stadt Bensberg) Nun konnte er getrost auch an die Gründung einer eigenen Familie denken.
Am 5. Dezember 1924 heiratete Johann Kierspel die in Busch bei Immekeppel wohnende Josefine Ernst. Im Jahre 1928 erichteten die Eheleute an der Lindlarer Strasse in Immekeppel ihr Eigenheim. Es folgten Mitgliedschaften in dörflichen Vereinen, wie der Theatergruppe des Katholischen Arbeitervereins, im Männergesangverein, sowie im Heimatverein Immekeppel etc.
Machen wir nun wieder einen kleinen Zeitsprung
Hunger und Arbeitslosigkeit waren der Nährboden für die Nazi- Partei. So war es nicht verwunderlich, dass diese Partei 1933 mit Abstand die Wahl gewann.
Unter den vielen Verboten waren auch die Einschränkung der kirchlichen Feiertage wie Christi Himmelfahrt und Fronleichnamsprozession oder die jährlichen Wallfahrten nach Biesfeld etc.
Gerade hier hatte der überzeugte Katholik ein großes Problem. Wegen seines unerschrockenen Einsatzes für die Kirche bekam er Schwierigkeiten mit den Nazi- Behörden, und nur die große Kinderschar bewahrte ihn wahrscheinlich vor der drohenden Einlieferung ins Konzentrationslager.
Beim Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wird Johann Kierspel erneut zum Militärdienst eingezogen. Sein langjähriger Arbeitgeber, die Gemeinde Bensberg, erreichte jedoch nach harten Ringen mit den zuständigen Stellen 7 Monate später die endgültige Entlassung aus dem Militärdienst. Während des Krieges baute er in Immekeppel zum Schutz der Bevölkerung einen Luftschutzbunker in einen felsigen Berghang. In den letzten Monaten des mörderischen Zweiten Weltkrieges wurde auch noch die letzten einsatzfähigen Männer zum sogenannten Volkssturm verpflichtet. So musste sich Johann Kierspel z.B. in Großhurden an bestimmten Tagen beim Geschützführer einer Flakstellung zum dienstlichen Einsatz melden.
Das Jahr 1952 brachte eine grundlegende Wende im Berufsleben von Johann Kierspel. Mit sofortiger Wirkung erhielt er den Posten eines Schachtmeisters bei der Stadt Bensberg und wurde gleichzeitig ins Angestelltenverhältnis übernommen. Den Wechsel von der körperlichen recht schweren Arbeit als Strassenbauer ins Büro meisterte der 54-jährige ohne besondere Schwierigkeiten. Bis zum 65. Lebensjahr, im Dezember 1962, arbeitete er dann als Schachtmeister, oder wie man auch gerne sagte, als Strassenbaumeister beim Bauamt in Bensberg.
Nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst widmete sich Johann Kierspel immermehr verstärkt der Heimatforschung. Viele Wege mussten zurückgelegt werden um die erforderlichen Urkunden zu besorgen, viele Originale abgeschrieben und beglaubigt werden. Fein säuberlich wurde alles in seinem Privatarchiv eingeordnet und abgelegt. Viele Stunden saß er dann in seinem Arbeitszimmer um das mitgebrachte auszuwerten. Doch im Jahre 1967/68 verschlechterte sich sein Gesundheitszustand so, dass er oftmals Pausen einlegen musste. 1969 wurde dann ein Krebsleiden festgestellt, an deren Folge er am 10.5.1969 verstarb.
Dr. Hubert Müller
Geboren wurde Dr. Hubert Müller am 2. September 1911 in Immekeppel. Nach Besuch der Volksschule gymnasiale Ausbildung bis 1930 an der Auslandschule Kolleg St. Ludwig in Vlodrop / Holland, und bis 1932 am Staatlichen Gymnasium Köln- Mülheim mit Abitur. Studium 1932 - 1938 in Bonn und Köln Leibesübungen, Latein und Griechisch. Staatsexamen und Ernennung zum Studienreferendar 1938. 1939 Referendarausbildung an Kölner Gymnasien, zwischenzeitlich an der Reichsakademie für Leibesübungen in Berlin. Danach Soldat und russ. Gefangenschaft. Schon als Soldat, im April 1940 Promotion zum Dr. phil. und im Oktober zum Stud.- Assessor. Nach Rückkehr aus der Gefangenschaft Lehrtätigkeit an mehreren Gymnasien. Ruhestand 1977. Schriftstellerisch tätig: 1963 - "150 Jahre Schule Immekeppel", 1966 - "Heimatbuch Immekeppel". Heimatkundliche Beiträge im Rheinisch Bergischen Kalender, in der WIR, in der ACHERA und beim Heimatbuch Verlag Bensberg von Willi Fritzen.
Landarzt Dr. Carl Kaut
(1906 - 1956) Carl Kaut war der erste Arzt in Immekeppel, der dort eine eigene Praxis eröffnete und diese rund 50 Jahre betrieb.