Eine Firmenchronik der Bäckerei Müller in Vilkerath bestand bis dato nicht.
Mit der nachfolgend aufgeführten Chronik der Firma wollte ich zumindest im Ansatz den Versuch unternehmen, eine mögliche Abfolge der Firmengeschichte nachzuzeichnen. Ob mir dies zumindest gelungen ist müssen andere beurteilen. Aus einer kleinen Menge von Erinnerungen, Fakten und Belegen habe ich diese Chronik geschrieben, wohlwissend, dass mir dabei Fehler und Irrtümer unterlaufen konnten.
Willi Fritzen
Der am 4. April 1896 geborene Peter Müller senior bekam am 2. Mai 1914 von der Prüfungskommission Rheinland in Siegburg seinen Gesellenbrief als Bäckergeselle mit der Benotung gut/gut ausgehändigt.
Weit ab der heutigen durch Vilkerath führenden Landstrasse (B 55) liegt umgeben von Äckern und Wiesen ein unscheinbares Fachwerkhaus das der Familie Müller gehört.
Inzwischen hat Peter Müller senior auch seine Meisterprüfung erfolgreich hinter sich gebracht und trachtete danach sich nunmehr als Bäcker selbstständig zu machen. Hinter dem besagten Fachwerkhaus hatte er auch schon mit behördlicher Genehmigung eine Backstube angebaut.
1922, am 28. Februar, beantragte er bei der Ortspolizeibehörde in Overath den Gebrauchsabnahmeschein für seine neuerrichtete Backstube. Und diese Bescheinigung bekam er am 4. Juli 1922 ausgehändigt. Als besondere Bedingung stand in diesem Dokument u.a, dass die Backstube eine Mindesthöhe von 3 Metern betragen müsse, und das der Abort (Toilette) und die Dungstätte (vermutlich Jauchegrube) wasserdicht erstellt sein müsse.
Da ein genaues Datum der Betriebsaufnahme nicht bekannt ist, muss der Beginn der Firmengründung in die zweite Jahreshälfte 1922 stattgefunden haben.
Offensichtlich warf dieser Laden im Hinterland wenig Gewinn ab, dass sich Bäcker Peter Müller senior genötigt sah, von 1924 bis etwa 1936 einen Verkaufswagen mit Pferdebespannung anzuschaffen und später mit einem Lieferwagen die Kundschaft mit Brot und Backwaren zu beliefern.
Die Backstube hinter dem besagten Fachwerkhaus lag im unmittelbaren Bereich der Agger und bei jedem Hochwasser stand Bäcker Müller in der Backstube immer knietief im Wasser.
1928, am 17 April, wurde Sohn Peter Müller junior geboren. Er legte am 30. Juli 1946 (kurz nach Kriegsende) seine Gesellenprüfung mit der Benotung gut/gut ab.
Zwischenzeitlich hatte Bäcker Peter Müller senior eingesehen, dass er sein Geschäft näher an die Landstrasse (B55) heranbauen musste. Gerade zu diesem Zeitpunkt als die neue Backstube und in einem Anbau ein Gesellenzimmer fertiggestellt worden war, passierte urplötzlich und Unvorhersehbar:
1951, durch eine Mehlstaub - Explosion brannte das Fachwerkhaus mit angrenzender Backstube und Laden komplett ab.
Als Ersatzwohnung diente der Familie bis zur Fertigstellung des neuen Hauses nur das besagte Gesellenzimmer und die Garage als Wohnung. Da es nach dieser Brandkatastrophe an Geld mangelte, war der Firmengründer neben seinem Beruf als Bäcker nunmehr auch als Maurer, Polier, Dachdecker usw. tätig.
1967, übernahm Peter Müller junior das Geschäft von seinem Vater. Zu diesem Zeitpunkt zählte noch die strenge Regelung im Bäckerhandwerk, dass vor 4 Uhr in der Nacht nicht produziert werden durfte.
1985, bekam Peter Müller junior die Bäckerkrankheit, eine sogenannte Mehlstauballergie. Dies bedeutet für einen Bäcker, dass er sich aus der Backstube zurückziehen muss.
Peter Müller junior hatte mit Norbert und Dieter zwei Söhne, die auch das Bäckerhandwerk erlernt hatten. Sohn Norbert übernahm daraufhin die Backstube von seinem Vater, und Sohn Dieter arbeitet im Angestelltenverhältnis in der Firma seines Bruders Norbert mit.
2012, im September, konnte die Bäckerei Müller in der dritten Generation auf 90 Jahre Firmengeschichte zurückblicken.
Hier nun Fotos aus dem Jubiläumsjahr 2012